PFLEGE - Ein Beruf mit Perspektiven

Von der NS-Zeit bis zur Lebertransplantation im Uniklinikum Hamburg

An einem trüben Novembertag geht’s am Bahnhof Bamberg endlich los: 23 Pflege-Auszubildende vom Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz starten mit ihren Lehrern Enrico Nagengast und Andreas Schneider in Richtung Hamburg. Die Laune ist gut und alle freuen sich auf die vor ihnen liegenden 3 Tage in der Weltstadt. Für die diesjährige Reise hat man sich drei Schwerpunktthemen vorgenommen: Neurochirurgie, Pädiatrie und die Bedeutung von Medizin und Pflege im Nationalsozialismus. Die Gastgeber vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Kim Geste und Kendra Bodtke, haben mit ihren KollegInnen in der Vorbereitung und Umsetzung ganze Arbeit geleistet – nochmals ganz herzlichen Dank dafür!

Ein Teil der Gruppe bekommt intensive Einblicke zu den häufigsten Krankheitsbilder in der Pädiatrie, z.B. in die Versorgung der kleinsten PatientInnen mit einem Geburtsgewicht von unter 1500 Gramm im Level-1-Zentrum der Neonatologie. Im Mittelpunkt steht dann der Fall eines Kleinkindes nach Lebertransplantation und der multiprofessionellen Versorgung: Sozialpsychologische Betreuung, Elternarbeit, invasives Monitoring, Krankenbeobachtung u.v.m.. Es ist für alle in der Gruppe ergreifend und beeindruckend, den Verantwortungsbereich als Pflegekraft in diesem Setting so anschaulich aufgezeigt zu bekommen.

Gleichzeitig befassen sich die Azubis in einer anderen Gruppe mit der Situation einer Patientin auf der neurochirurgischen Intensivstation im Rahmen der Hirntoddiagnostik. Es werden Verläufe, Behandlungsstandards und die erforderlichen pflegerischen Kompetenzen erörtert. Auch hier wird die oft starke emotionale Belastung des Personals diskutiert und Maßnahmen des Arbeitgebers zur Begleitung und Stärkung der Mitarbeitenden behandelt.

Der folgende Tag. Führung und Workshop im Medizinhistorischen Museum auf dem UKE-Gelände. Für die meisten Azubis bedeuten die Stunden hier, sich erstmals so intensiv und anschaulich mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte auseinander zu setzen. Euthanasie, Zwangssterilisationen, Massenvernichtungen, Rassenlehre und den damit untrennbar verbundenen Verbrechen, die Mediziner und Pflegekräfte begingen.

Neben all den schweren Fachthemen ist es erst recht wichtig, Zeit für Gespräche und lustige Stunden zu haben – deshalb gab’s auch Reeperbahn, Schiffstour durch die Speicherstadt, Jungfernstieg etc. Und was sagen die Azubis zur Reise? `Die Zeit hier hat uns unheimlich viel gebracht – fachlich und für’s gute Miteinander in der Klasse‘.

Andreas Schneider findet das auch: „Organisationsaufwand, Kosten und Zeit waren zweifelsfrei sinnvoll investiert. Unsere Berufsfachschule und das Klinikum als Schulträger halten damit an einer inzwischen schon guten Tradition für unsere Azubis fest. Das kommt letztlich auch unseren PatientInnen zugute und stärkt die Ausbildungsqualität in unserem Ausbildungsverbund Pflege der Region Forchheim e.V.. Ein herzliches Dankeschön geht an den Förderverein des Klinikums Forchheim-Fränkische Schweiz, der die Studienfahrten nun schon zum vierten Mal großzügig unterstützte.“

Text und Bilder: Andreas Schneider

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